Wissenswertes
- siehe auch Fachbegriffe

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Was sind die Unterschiede?

Unterschiede zwischen der Schule der Légèreté und konventioneller Reitmethoden

Oft wird die Methode der Légèreté auf die hohe Handposition reduziert. Tatsächlich handelt es sich bei der Methode um wesentlich mehre als nur die Handhaltung. Die Schule der Légèreté orientiert sich zu jedem Zeitpunkt der Ausbildung an der Anatomie, der Physiologie und der Biomechanik des Pferdes. Sie verzichtet gänzlich auf jede Art von Hilfszügel und den Einsatz von Kraft und Gewalt, insbesondere durch Vermeiden des gleichzeitigen Einsetzens von Sitz-, Bein- und Zügelhilfen. Der Respekt dem Pferd gegenüber steht in der Ausbildung an erster Stelle.

In der Légèreté steht nicht die Halsrundung des Pferdes an erster Stelle, sondern vielmehr, dass das Pferd in seiner natürlichen Kopf-Halsposition (offenes Genick) lernt, sich unter dem Reiter auszubalancieren. Erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Ausbildung lernt das Pferd nach und nach das Genick zu runden (Beizäumung).

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Wie lange dauert die Umstellung?

Erfolgt die Umsetzung konsequent, zeigen Pferde schon nach ein paar Trainingseinheiten gute Fortschritte. Grundsätzlich sollte man 6 – 12 Monate einplanen.

Es ist völlig normal, dass man sich bei der Veränderung der gewohnten Reitweise zunächst einmal wie ein Anfänger fühlt. Dieses Gefühl verschwindet jedoch nach kurzer Umgewöhnungsphase.

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Kann man die Légèreté mit der konventionellen Reitweise kombinieren bzw. vermischen?

Da es sich von Anfang an um eine gänzlich andere Art der Hilfengebung handelt, ist das nicht empfehlenswert. Allein der Grundsatz, dass Hand ohne Bein und Bein ohne Hand eingesetzt werden, macht ein vermischen der Methoden sinnlos. Auch handelt es sich bei der Légèreté um eine Signalreitweise, was bedeutet, dass man einen Impuls nur einmal gibt und nicht andauernd wiederholt. Beispiel: Ich gebe meinem Pferd das Kommando mit meinem Schenkel anzutraben. wenn es dann im Trab ist, höre ich mit dem Schenkeleinsatz auf.
Schließlich ist es ja dem Befehl gefolgt, nur wenn es von sich aus langsamer wird oder sogar wieder Schritt gehen will, setze ich das Bein(Gerte) erneut ein.

Alles noch mal von vorne?

Muss man, wenn man sich entscheidet nach der Légèreté zu reiten, alles noch mal von vorne lernen?

Nein, alles was man bezüglich der Hilfengebung gelernt hat, Einsatz von Bein, Hand und Gewichtshilfen bleibt erhalten, wird jedoch in einer anderen Weise bzw. Reihenfolge eingesetzt.

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Muss mein Pferd wieder ganz von vorne anfangen so als wäre es ein Remonte?

Ja und Nein: Ganz von vorne kann man nicht sagen, da es ja schon aller Wahrscheinlichkeit nach in allen Grundgangarten gelernt hat, sich unter dem Reiter halbwegs auszubalancieren.
Da es sich bei der Légèreté um einen aufeinander aufbauendes System handelt, müssen gewisse Übungen die der Grundkonditionierung dienen neu erlernt werden. Gemeint sind damit die sogenannten Abkau- und Biegeübungen sowie das Nachgeben im Maul. Des Weiteren muss das Pferd lernen, sich im Genick jeder Zeit öffnen zu lassen. Nur nach erfolgreicher Beendigung dieser Lerneinheit kann ein Pferd wirklich effektiv gymnastiziert werden.

Warum werden die Hände teilweise hoch getragen

Das Tragen der hohen Hände ist nur ein vorübergehender Schritt in der Grundausbildung, der dazu dient das Pferd in verschiedene Kopf- Halspositionen zu bringen, ohne dabei auf den Unterkiefer. sprich auf die Zunge einzuwirken.

Wenn Ihr Pferd erst einmal gelernt hat, sich selber zu tragen und wirklich korrekt an das Gebiss herantritt, werden die Hände ganz normal in der tiefen Position (Ellenbogen - Handgelenk - Pferdemaul bildet eine Linie) getragen. In den meisten Fällen ist ein Anheben der Hände nach Abschluss der Grundausbildung nicht, oder nur noch selten erforderlich.

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Schadet die hohe Hand dem Pferderücken?

Nein! Im Gegenteil: Die hohe Hand wirkt in die Maulwinkel und ist somit nicht schmerzhaft. Sie dient dazu das Pferd im Genick zu öffnen und / oder den Hals anzuheben. Wie schon mehrfach erwähnt dient sie nur zu Korrektur und in der Grundausbildung dazu, dem Pferd beizubringen, sich selbst zu tragen, sich nicht auf das Gebiss zu stützen und sich nicht aufzurollen.
Für den Rücken hat das keine negative Auswirkung, da die Position des offenen Genicks die natürlichste Haltung ist, in der sich ein Pferd bewegen kann. Natürlich ist dies nur ein Zwischenschritt, der es dem Pferd möglich macht, in eine korrekte Dehnungshaltung zu gelangen.
Beim Training wird immer wieder zwischen der hohen und der gedehnten Halsposition gewechselt. Das vermeidet ein Übersäuern der Muskulatur
Die Dehnungshaltung ist die wichtigste Haltung die ein Pferd erlernen muss um sämtliche Muskel zu trainieren. Jedoch ist eine reale Dehnungshaltung nur dann möglich wenn das Pferd dabei von sich aus an das Gebiss heranzieht und sich vor allem nicht eng macht. Auch in gedehnter Position muss die Nase vor der Senkrechten bleiben.

Habe ich Ihre Neugierde geweckt und Sie möchten mehr über die Methode erfahren oder sie sogar einmal mit Ihrem Pferd ausprobieren, stehe ich ihnen und Ihrem Equiden gerne mit Rat und Tat zur Seite.

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Umstellung älterer Pferde?

Kann man auch Pferde, die schon älter sind und schon sehr lange nach der konventionellen Reitweise geritten wurden noch umstellen?

Absolut ja: Egal wie alt ihr Pferd ist und unabhängig welchen Ausbildungsstand es hat, kann man es auf die Légèreté umstellen, da die Ziele der Reitweisen identisch sind. Es ist lediglich ein anderer Weg bzw. Ausbildungsplan, den Ihr Pferd durchlaufen muss um anschließend die Lektionen zu absolvieren.

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Kann man mit der Reitweise nach der Légèreté auch an FN Turnieren teilnehmen?

Selbstverständlich ja!
Es handelt sich um die gleichen Lektionen wie bei der Deutschen konventionellen Reitweise. Jedoch ist zu beachten das man erst an einer Prüfung teilnimmt, wenn das Pferd wirklich den Anforderungen entspricht und nicht mehr mit den hohen Händen korrigiert werden muss.

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Warum sollen keine Sperrriemen, Ausbinder und / oder Hilfszügel verwendet werden?

Diese Frage ist sehr komplex und kann von mir an dieser Stelle auch nur ansatzweise beantwortet werden.
Zunächst kurz zum Sperrriemen:
Ein Pferd, welches wirklich losgelassen über den Rücken gehen soll, muss im Maul nachgiebig sein bzw. sollte eine lebhafte Kautätigkeit haben. Genau das wird durch den Sperrriemen jedoch erschwert oder sogar ganz unterbunden. Die Sensibilität im Maul lässt nach.

Ausbinder:
Der Ausbinder bringt das Pferd in eine künstliche Halsrundung, die meist dazu führt, dass das Pferd lernt nicht an das Gebiss heran zu treten, sondern vielmehr hinter das Gebiss gerät. Also sich eng macht. Das Gegenteil von dem, was wir eigentlich erreichen wollen. Davon abgesehen wird der Kopf letztendlich am Sattelgurt festgebunden, was in keiner Weise die Sensibilität im Maul fördert. Der Ausbinder kann nicht, wenn nötig nachgeben, Ihre Hand schon.

Schlaufzügel und Co.:
Der Einsatz dieser Zusatzzügl zwingt das Pferd ebenfalls in eine künstliche Halswölbung, die mit realer Anlehnung nichts zu tun hat und fatale Folgen für die Hals- und Rückenmuskulatur haben kann. Grundsätzlich kann man sagen, dass jede mit Kraft erzwungene oder durch Hebelwirkung herbeigeführte Anlehnung zur Verspannungen im gesamten Pferdekörper und nicht zur angestrebten Losgelassenheit führt.